Montag, 30. April 2018

Spargelstraße


Doch, es gibt sie tatsächlich, die „Niedersächsische Spargelstraße“. Mit ganz offiziellen Schildern am Straßenrand (s.u.), eigenem Wikipedia-Eintrag [1] und eigener Homepage [2]. Das macht touristisch vielleicht Sinn, wenn es mit dem Weinanbau nicht so recht klappt in der norddeutschen Tiefebene. Dann eben Spargel. Ich wohne ganz nah an der Spargelstraße. Keine 300 Meter entfernt. Nur leider weit und breit kein Spargel. Macht ja nix.



Etwas abseits der Route liegt Fuhrberg. Die konventionellen Erzeuger sind dort schon seit Ostern am Start, dank Folien und Heizdecken, und verlegen den Beginn der Spargel-Saison künstlich nach vorne. Was soll dieser Unsinn?

Jetzt ist der echte Spargel fertig. [3]. Bioland-Qualität. Und nächste Woche bei uns auf der Speisenkarte.



[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Nieders%C3%A4chsische_Spargelstra%C3%9Fe
[2] http://www.niedersaechsische-spargelstrasse.de/
[3] http://www.woehlers-biohofladen.de/40555/41570.html

Samstag, 28. April 2018

Hipster-Schrottplatz


Der neueste Trend bei Smoothies ist nicht mehr der grüne, sondern der schwarze. Der wird meist mit Aktivkohle versetzt. Das ist ein Medikament und kein Genussmittel. Aktivkohle gehört vielleicht in die Reiseapotheke, aber bestimmt nicht auf den täglichen Speiseplan. Die möglichen Folgen für die Gesundheit hat das Bundeszentrum für Ernährung schlüssig dargelegt [1].

Aber im Detox-Wahn empfehlen allerlei selbsternannte Gesundheitsexperten jetzt die Black Smoothies. Allerdings nicht ohne dann aber auch vorsichtshalber gleich auf die Risiken und Nebenwirkungen hinzuweisen. Fragen Sie lieber Ihren Arzt oder Apotheker. Nach dem Motto: Plutonium im Gemüsesaft bringt Sie voll auf Zack, aber klären Sie vorher besser mal, ob Sie das auch vertragen. Eltern haften für ihre Kinder.



Um es klar zu sagen: Aktivkohle braucht kein Mensch für seine normale, gesunde, ausgewogene Ernährung.

Aktivkohle kommt zum Beispiel sinnvoll zum Einsatz [2] in Atemschutzmasken, Panzern, Tankanlagen, chemischen Reinigungen, Zigarettenfiltern oder gegen Schweißgeruch in Schuhen. Aber nicht in Lebensmitteln.

Dieser Smoothie gehört schleunigst auf den Hipster-Schrottplatz der Geschichte.

Wer unbedingt einen schwarzen Smoothie trinken will, mixt sich den aus schwarzer Johannesbeere, Brombeere, Trauben, Blaukraut und Roter Bete. Öl, Ingwer, Muskat dazu – fertig. Ganz ohne Aktivkohle.


[1] https://www.bzfe.de/inhalt/schwarze-smoothies-32129.html
[2] https://de.wikipedia.org/wiki/Aktivkohle


Mittwoch, 25. April 2018

Blog to go


Ja, wir zwitschern jetzt auch manchmal. Der kleine Blog to go, sozusagen. Wenn Sie mögen: https://twitter.com/eichhorn_bio. Oder in der App: @eichhorn_bio. 

Für so etwas zum Beispiel: Wo kommt die Möhre im Bio-Supermarkt denn nun tatsächlich her…?




Kann man ja mal fragen.



Montag, 23. April 2018

Scheiß Natur


Manchmal stehe ich in der Küche und denke: „Scheiß Natur“. Nämlich dann, wenn ich Kartoffeln, Möhren, Kürbis, Steckrüben, Sellerie oder Pastinake vom Bio-Hof aus der Region schäle und verarbeite, die eben nicht so glatt und bequem sind wie die Produkte aus dem Supermarkt. Die haben dann auch mal ihre Macken und ihre dunklen Stellen, sind etwas krumm oder mal etwas klein und schrumpelig. Das muss man dann recht mühsam herausschneiden. Und dann fluche ich über die Natur. Aber nicht im Ernst.

Gemüse aus ökologischem Landbau:
Für die Erzeuger harte Arbeit statt "Landlust"-Idyll. 


Denn jedes Mal, wenn ich auf das Gelände der Bioland-Gärtnerei fahre, um Gemüse abzuholen, staune ich immer wieder über die haushohen Stapel an grünen Kisten, die dort stehen, und bekomme eine sehr demütige Vorstellung davon, wie viel Arbeit es jeden Tag bedeutet, gutes Gemüse zu erzeugen. Nebenbei im Gespräch mit den Betreibern des Hofes erfährt man dann auch mal, wie schlimm zum Beispiel die Auswirkungen einer verregneten Saison sein können. Da saufen mal eben ganze Felder ab. Das hat mit der gelackten „Landlust“-Romantik nicht viel zu tun. Bio-Landbau ist ein anstrengender, dreckiger Gummistiefel-Job. Und das meine ich als Kompliment. Davon kriegt niemand etwas mit, der sich einfach nur vom Naturkost-Großhändler beliefern lässt.

Und so schäle und kratze ich auch weiterhin leise fluchend die schwarzen Stellen aus dem Bio-Gemüse und denke dabei „Scheiß Natur“. Aber: Scheiß Natur pur. Ohne Chemie und anderen Dreck. Und wenn ich fertig bin, ist es für mich immer die allerschönste Pastinakencremesuppe der Welt oder der beste Erbseneintopf oder das leckerste gedämpfte Feldgemüse, so wie auf dem Bio-Buffet für die Konfirmation vorgestern, deren Gäste so vollauf zufrieden waren.

Tolle Natur.



Sonntag, 15. April 2018

Aloha


Daniel B., 22, Restaurantbesitzer aus Berlin, im aktuellen SPIEGEL über die neue Trend-Speise „Poké Bowl“ – ein hawaiianisches Nationalgericht:

„Roher Fisch, in Scheiben gecuttet, dazu kommen bei uns Reis oder Greens und Mix-ins wie Rote Bete oder Edamame sowie verschiedene Flavors, also Soßen, und Toppings wie Macadamianüsse oder auch Premium-Toppings wie Kimchi, Avocado oder Quinoa. Liegt voll im Zeitgeist der New Wave des Clean Eating. Sushi 2.0! (…) Poké ist nicht nur gesundes Fast Food, sondern auch enorm instagrammable – das ist uns wichtig – , weil der Salat so fotogen ist.“

Gemischter Salat, hawaiianisch. Nicht sehr sinnvoll, 
aber "instagrammable".


Aha. Bestimmt lecker. Aber wie heißt noch mal die Sprache, die dieser junge Mann spricht? Hipstisch? Berlinerisch 2.0? Foodish? U-30-Sprech? Urban Denglish? Ich komme einfach nicht drauf.

Mit Poké Bowls ist auf jeden Fall nun wohl auch bei uns, nach Superfood, Low-Carb und Paleo, der nächste (vermutlich kurzlebige) Trend in Sachen Essen angekommen. „Cool inner city cafes once boasted health bowls that were superfood, paleo, gluten-free, vegan-friendly. Now, it is the day of the poké“, schreibt das einflussreiche australische Food-Magazin „delicious“ [1].

Poké erfunden haben Ende des 19. Jahrhunderts hawaiianische Fischer, die ihren Fang des Tages, z. B. Thunfisch oder auch mal Oktopus, mit Algen und Zwiebeln und, unter dem Einfluss japanischer Einwanderer, die dort auf Ananas-Plantagen schufteten, mit Reis, Sojasauce oder Sesamöl in eine Schüssel warfen. Ein kalt-warmes, vollwertiges Alltagsessen aus Zutaten, die gerade zur Hand waren. Das war sinnvoll damals. Auf Hawaii.

Heute bei uns, in angesagten Szene-Lokalen in Berlin oder anderswo, ist Poké nüchtern betrachtet nicht viel mehr als eine überteuerte Salatschüssel mit lauter Zutaten, die ganz überwiegend von weit, weit her eingeflogen werden müssen. Eine Küche für Foodies, Blogger und Influencer, wie Daniel B. im SPIEGEL-Interview ganz freimütig zugibt. Porn Food. Ein Trend-Quickie. Schon mal was von Klimaschutz gehört? Nichts gegen etwas Exotik und Urlaubsflair auf dem Teller. Aber das ist ganz sicher nicht sinnvoll. Hier und heute.

[1] https://www.delicious.com.au/food-files/health/collections/poke-bowls-everything-you-need-know-matt-preston/9F1XXhvc


Dienstag, 10. April 2018

Trendsau Birkensaft


Die neueste Gesundheitssau, die durchs selbstoptimierte Dorf getrieben wird, heißt „Birkensaft“. Abgezapft aus der Rinde der Birke, wird dem Wasser eine vitalisierende bis wunderheilende Wirkung zugeschrieben. Als Zeugen müssen die alten Germanen herhalten – mangels Alternative. Überflüssig zu erwähnen, dass es keinerlei fundierte Erkenntnisse darüber gibt, dass der Saft aus der Baumrinde tatsächlich auch nur irgendeinen gesundheitlichen Nutzen hat. Nun, zumindest schadet er offenbar nicht. Das liegt nahe bei Naturprodukten. Und es steht natürlich jedem frei, 30 Euro Literpreis oder mehr für eine Flüssigkeit zu bezahlen, deren Nutzen dem von Mineralwasser entspricht. Darüber könnte man jetzt einmal nachdenken.

Definitiv keine gute Idee ist es, mit dem Akkubohrer in den Wald zu gehen und Birken ihren Saft abzusaugen, so wie es einige Do-it-yourself-Beiträge im Netz beschreiben. Das ist nicht nur verboten (es sei denn, der Wald gehört Ihnen) sondern beschädigt vor allem die Bäume nachhaltig. Schon das Verschließen der dadurch entstehenden Verletzungen in der Rinde ist nichts für Amateure [1].

Man muss wirklich kein Baum-Umarmer sein, um zu erkennen, dass hier geballter Schwachsinn unterwegs ist.


[1] https://www.heilpflanzen-welt.de/2017-04-Birkensaft-gehoert-den-Birken-bitte-nicht-anzapfen/



Sonntag, 8. April 2018

Alle auf Zucker


Die Briten haben eine Extra-Steuer auf zuckerhaltige Getränke eingeführt [1]. Und passend dazu nimmt sich Foodwatch den Zuckergetränkehersteller Coca-Cola zur Brust. Lange Zeit war Fett angeblich der Krankmacher Nummer eins. Sozusagen das neue Rauchen. Dann war Sitzen das neue Fett. Jetzt ist Zucker das neue Sitzen. Was ist da los?

Der SPIEGEL hat jetzt in seiner Titelgeschichte [2] das Thema einmal zusammengefasst. Die Fakten sind lecker. Kleine Auswahl:

  • Die Nahrungsmittelindustrie setzt drei von vier Produkten Zucker zu.
  • Dosensuppe und Fertigpizza enthält bis zu 5% zugesetzten Zucker.
  • Manches Kind verdrückt jedes Jahr einen Berg an Zucker, der mehr wiegt als es selbst.
  • Mit Zucker ist zumeist Haushaltszucker gemeint: Saccharose. Diese organisch-chemische Verbindung braucht der menschliche Körper nicht. Er kann z. B. Kartoffelstärke oder Getreide in Traubenzucker umwandeln, den das Gehirn als Energiequelle nutzt.
  • Studien zeigen: Nicht das lange verteufelte Fett begünstigt in erster Linie Übergewicht, Diabetes, Herzinfarkte und Nierenversagen – sondern Zucker. Das hat auch die Deutsche Gesellschaft für Ernährung in ihren neuen Empfehlungen inzwischen berücksichtigt.
  • „Low-Fat-Produkte“ enthalten mehr Zucker als reguläre Vergleichsprodukte, deshalb können sie mehr schaden als nutzen.

Foodwatch prangerte dazu jüngst an, dass Coca-Cola gezielt „Influencer“ und „Youtuber“ für seine Produkte einspannt und vergleicht die Werbestrategie des Konzerns mit dem früheren Vorgehen der Tabak-Lobby:
„Ob mit Fußballstars im TV oder angesagten Influencern im Youtube-Video: Coca-Cola versteht es wie kaum ein anderer Konzern, ein positives Image zu kreieren – auch und gerade bei jungen Menschen. Dabei sind die Zuckergetränke von Coca-Cola flüssige Krankmacher. (…) Schon eine Dose am Tag fördert ernsthafte Krankheiten wie Diabetes. (…) Coca-Cola torpediert gezielt gesundheitspolitische Initiativen rund um den Globus und versucht mithilfe von Lobbyverbänden, die Gesundheitsgefahren von Zuckergetränken zu verschleiern – mit den gleichen Methoden wie früher die Tabakindustrie.“ [3]

Der Erfolg kann sich sehen lassen: Laut Deutscher Gesellschaft für Ernährung sind in Deutschland 59% der Männer und 37% der Frauen übergewichtig. [4]

Die „Wirtschaftliche Vereinigung Zucker“ in Bonn behauptet jedoch hartnäckig: „Zucker macht weder krank noch dick.“ [5] Das steht in krassem Widerspruch zu den Erkenntnissen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) und zahlreichen seriösen Studien. Das ist Lobbyarbeit, wie sie im Buche steht. Die NRA in den USA steht ja bekanntlich auch auf dem Standpunkt, dass Waffen keine Menschen töten. Schon klar. Man könnte auch einfach sagen: Das ist eine faustdicke Lüge. Aber gut: Auch in unserem Rechtssystem müssen zwar Zeugen vor Gericht die Wahrheit sagen, Angeklagte dagegen nicht. Beschuldigte dürfen lügen, dass sich die Balken biegen.

Das Problem dabei ist nicht, dass manche Produkte viel Zucker enthalten. Wer sich eine klassische Tafel Schokolade aufreißt oder das Brötchen fingerdick mit Erdbeerkonfitüre bestreicht, dürfte wissen, was er da zu sich nimmt. Das kann man sich ja gönnen, wenn man will. Unredlich wird es dann, wenn süße Dinge versuchen, gesünder zu erscheinen als sie sind („Milchschnitte“) oder der Zucker unsichtbar in Fertigprodukten schlummert.

Sehr erfrischend ist da die Äußerung eines PR-Experten, der – laut SPIEGEL – seinem Klienten riet: „Wenn Sie ein Zuckerprodukt herstellen, dann sagen Sie doch einfach ganz ehrlich, das ist ein wunderbarer Schokoriegel, der Sie glücklich macht – und tun Sie nicht so, als ob das Brokkoli ist!“

Besser als jeder Smoothie: Ballaststoffe, Vitamine und Zucker
in sinnvollem Verhältnis, praktisch verpackt. 

Ziemlich unschuldig sind Lebensmittelindustrie und Lobbyverbände allerdings an einem verbreiteten Missverständnis, das ebenfalls dazu führt, das Menschen viel zu viel Zucker zu sich nehmen: Scheinbar gesunde Fruchtsäfte und auch angesagte „Smoothies“ enthalten oft genauso viel oder sogar mehr Zucker als eine 0,5l-Flasche Coca Cola, weil der Fruchtzuckergehalt beim Auspressen im Verhältnis zur Gesamtmenge extrem steigt.

Besser: Einfach mal einen Apfel essen.



[1] https://www.tagesschau.de/ausland/zuckersteuer-grossbritannien-105.html
[2] DER SPIEGEL, Nr. 15/2018, S. 11 ff
[3] https://www.foodwatch.org/de/presse/pressemitteilungen/coca-cola-report-kritisiert-mitverantwortung-des-getraenke-konzerns-fuer-fettleibigkeit-und-diabetes-foodwatch-fordert-influencer-marketing-stoppen/
[4] https://www.dge.de/presse/pm/so-dick-war-deutschland-noch-nie/
 [5] https://www.tagesspiegel.de/advertorials/ots/wvz-wirtschaftliche-vereinigung-zucker-selbstbetrug-zuckerreduktion-kalorien-gehoeren-in-den-fokus-der-ernaehrungsdebatte/19802110.html
Man beachte beim Link die Unterverzeichnisse „advertorials“ und „ots“: Das ist nämlich kein journalistisch verfasster Artikel der Redaktion des Tagesspiegels, sondern eine redaktionell unbearbeitete Pressemitteilung des Lobby-Verbandes. Diese Pressemitteilung findet sich auch in anderen Portalen, die Pressemitteilungen verbreiten. Das Kürzel „ots“ im Link und als Kürzel zum Beginn der Meldung verweist auf den „Original Text Service“ („ots“) der Deutschen Presseagentur (dpa). Dazu muss man wissen, dass die dpa eine hochseriöse Nachrichtenagentur ist, die von ebenso seriösen Zeitungsverlagen in Deutschland gegründet wurde und getragen wird. Zugleich aber verdient die dpa auch Geld mit der Verbreitung von Pressemitteilungen über ihren ots-Service. Man könnte nun fragen, ob es der Glaubwürdigkeit zuträglich ist in Zeiten von Fake-News, dass seriöse Nachrichtenagenturen wie dpa ihren Gewinn aufbessern mit dem Vertrieb von Pressemitteilungen und eine Zeitung wie der „Tagesspiegel“ diese Pressemitteilungen unbearbeitet in ihrem Onlineangebot verbreitet. Aber das ist eine eigene Geschichte.


Donnerstag, 5. April 2018

Job to go


Immer mehr Lehrlinge brechen ihre Ausbildung ab. Das geht aus dem Entwurf für den Berufsbildungsbericht 2018 hervor, über den die Süddeutsche Zeitung berichtet [1]. Besonders hoch ist die Abbrecherquote im Gastro-Gewerbe. Dort sind es, bei Köchen etwa, fast 50%, bei Restaurantfachkräften ähnlich viele. Zum Vergleich: Bei angehenden Verwaltungsfachangestellten sind es gerade einmal gut 4%.

Das mag daran liegen, dass Ausbildungsplätze in der Gastronomie oft schlecht bezahlt, das Arbeitsklima rau und die Arbeitszeiten unfreundlich sind. Aber auch daran, dass junge Bewerber falsche Vorstellungen über den Ausbildungsberuf haben.

Wie bizarr das sein kann, illustriert ein Interview in der „Neuen Presse“. Da führt ein Vertreter der Handwerkskammer an, dass Jugendliche im Job zum Beispiel nicht mit dem frühen Aufstehen zurechtkommen. Frage der Zeitung: „Wer Bäcker lernt, sollte doch wissen, dass die früh anfangen.“ Antwort: „Nein, das kann man nicht mehr voraussetzen. Für viele junge Leute kommt das Brötchen aus dem Regal, wo sie es beim Bäcker sehen, die Vorgeschichte ist vielen nicht mehr klar.“ Klingt etwas resigniert. Ist aber nicht wirklich überraschend, wenn die Berufsziele von Teenagern heute „Influencer“ oder „Youtuber“ heißen.

[1] http://www.sueddeutsche.de/karriere/ausbildung-jeder-vierte-lehrling-wirft-hin-1.3929404


Dienstag, 3. April 2018

(B)esserwissen (2): Vergessenes Gemüse


Die Pastinake war hierzulande früher ein Grundnahrungsmittel, bevor sie dann von Kartoffel und Karotte weitgehend verdrängt wurde. Der Öko-Landbau hat die Winter-Wurzel zurückgeholt auf unseren Speisenplan. Zu recht. Mit ihrem hohen Gehalt an Kohlenhydraten, Vitaminen und Mineralstoffen ist sie ein gesunder Sattmacher, der sich vielseitig in der Küche einsetzen lässt – in Suppen, Pürees, als Ofengemüse oder Rohkost. Äußerlich ist sie kaum von der Petersilienwurzel zu unterscheiden, geschmacklich ähnelt sie der Möhre (auch wenn sie nussiger schmeckt), und botanisch ist sie eine Kreuzung aus beiden.

Und das kann man zum Beispiel daraus machen:

Pastinaken-Cremesuppe mit gerösteten Sonnenblumenkernen
(Rezept für 4-6 Personen)
700g Pastinake (kleine Knollen sind zarter als große.)
300g Kartoffeln, bevorzugt eine vorwiegend festkochende Sorte wie die rotschalige „Laura“
1 mittelgroße Zwiebel (ca. 100g)
1,2 Liter Gemüsebrühe (Wenn instant, dann Bio-Brühe ohne Hefeextrakt verwenden, das ist ein unnötiger Geschmacksverstärker.)
200g Sahne
Abrieb von einer (Bio-) Zitrone oder Saft von 1/2 Zitrone
Etwas frisch geriebene Muskatnuss
1 Messerspitze Chilipulver
20g Salz
Pfeffer aus der Mühle (nicht mitkochen!)
30g Sonnenblumenkerne
Pflanzenöl

Zubereitung:
Pastinake mit dem Sparschäler schälen, Enden abschneiden. Kartoffel schälen. Beides in Scheiben oder Würfel (ca. 1 cm) schneiden. Zwiebel abziehen und grob würfeln.
Zwiebel in Öl andünsten, Pastinake zugeben, salzen, umrühren und 2 Min. mit dünsten. Kartoffel zugeben. Mit Brühe ablöschen. Aufkochen, Gewürze zugeben. Deckel drauf und 25-30 Min. auf kleiner Flamme köcheln. Mit dem Pürierstab mixen. Sahne zugeben, noch einmal aufkochen. Fertig!

Während die Suppe blubbert: Sonnenblumenkerne in einer unbeschichteten Pfanne ohne Öl kurz bei großer Hitze anrösten, dabei immer schwenken oder umrühren. Sobald sie Farbe annehmen, sofort vom Herd nehmen und auf einem Teller abkühlen lassen.

Dazu passt auch gut Petersilienpesto (Olivenöl, geröstete Sonnenblumenkerne, Petersilie, Salz, Pfeffer, etwas Zitronensaft, geriebener Parmesan oder Bergkäse. Alles mit dem Pürierstab mixen.)

Für Veganer: Die Sahne ersetzen durch einen EL Agavendicksaft für die Süße. Beim Pesto einfach den Käse weglassen.

Die Suppe mit den Sonnenblumenkernen und/oder 1-2 Klecksen Pesto anrichten. Ganz zum Schluss etwas frischen Pfeffer aus der Mühle drauf. Fertig.

Guten Appetit!



Das Grüne vom Ei


Gerade noch ein übrig gebliebenes Osterei abgepellt? Falls Sie dann ein etwas grünlich verfärbtes Eidotter anschaut: Keine Sorge. Dann wurde das Ei wahrscheinlich länger als zehn Minuten gekocht, und dann reagiert das Eisen im Dotter mit den Schwefelverbindungen im Eiklar. Ergebnis: Eisensulfit. Das verursacht die Verfärbung. Sieht nicht so schön aus, ist aber gesundheitlich und geschmacklich kein Problem, erklärt das Niedersächsische Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (Laves). [1]. Wieder was dazu gelernt.

Falls Sie allerdings ein bunt gefärbtes Osterei abgepackt im normalen Supermarkt gekauft haben, sollten Sie es lieber nicht mehr essen. Nicht aus gesundheitlichen, sondern aus ethischen Gründen. Denn mit ziemlicher Sicherheit stammt es aus Massentierhaltung. Denn bei den gekochten bunten Ostereiern muss – anders als bei frischen Eiern – nicht angegeben werden, ob sie aus Bio-, Boden- oder Freilandhaltung stammen.

[1] http://www.laves.niedersachsen.de/startseite/lebensmittel/lebensmittelgruppen/eier_eiprodukte/bei-bunten-eiern-auf-mindesthaltbarkeitsdatum-und-kuehlung-achten-95583.html