Dass
viele Esser ihre Speisen grundsätzlich flächendeckend nachsalzen, gerne auch
ohne überhaupt erst mal probiert zu haben, das ist ein Phänomen, das ich seit
meiner Kindheit beobachte, schon am heimischen Esstisch. Mein Vater griff
ständig zum Salzstreuer, obwohl meine Mutter keineswegs lasch würzte. Aber die
Extraportion Salz musste eigentlich fast immer sein. Irgendwie aus Prinzip. Und
auch heute sehe ich das oft bei Gästen im Restaurant.
Nun
gibt es tatsächlich Lebensmittel, die gut viel Salz vertragen können, wie etwa
Kartoffeln, Nudeln oder auch bestimmte Suppen. Aber gerade bei feineren
Speisen, vielen Gemüsen oder Saucen ist es gerade nicht das Ziel, dass sie vordergründig
„salzig“ schmecken, weil das den Eigengeschmack der Zutaten überdeckt und der
Speise einen überwürzten Einheitsgeschmack gibt.
Während
Pfeffer tatsächlich am besten immer ganz zum Schluss (frisch aus der Mühle) auf
das Gericht kommen sollte (weil er beim Mitkochen sein Aroma verliert und nur
noch platte Schärfe entwickelt), spielt der Einsatz von Salz bei der
Zubereitung an ganz anderer Stelle eine wichtige Rolle. Nämlich beim Ansatz.
Wenn
Sie, sagen wir mal, eine Sauce Bolognese kochen, dann geben Sie nach dem
Anrösten des Hackfleischs Zwiebeln und Gemüsewürfel (Möhre, Sellerie) dazu. Und
genau hier eben schon eine ordentliche Prise Salz. (Seien Sie mutig; Prise
bedeutet bei einem 4-Personen-Rezept nicht die paar Krümel, die man sich aufs
Frühstücksei streut, sondern etwa das, was man zwischen vier Fingern halten
kann!) Umrühren und ganz geduldig ein paar Minuten schmurgeln lassen, denn
jetzt passiert’s: Das Salz wirkt hygroskopisch, das heißt, es entzieht dem
Gemüse Wasser. Das entzogene Wasser (das nach nichts schmeckt) verkocht, der
Gemüsegeschmack wird intensiviert. Das ist das Ziel. Das Salz arbeitet also für
uns, ganz automatisch. Salz ist der kleine Koch im Topf.
Und
diese Sauce köchelt dann anschließend noch mit Tomaten und Brühe mindestens
30-40 Minuten oder auch länger, sodass kein vordergründiger Salzgeschmack bleibt,
sondern ein harmonisches Gesamtbild. Die eventuell zusätzliche Prise Salz beim
Nachschmecken zum Schluss ist dann jedermanns Geschmackssache. Aber seine
eigentliche Arbeit hat das Salz schon längst vorher erledigt.
Lust
zu kochen? Auf geht’s:
SAUCE
BOLOGNESE
(Rezept
für 4 Portionen)
250 bis 300g Bio-Rindermett
1-2 Zwiebeln (100g)
2 Möhren (150g)
1 mittelgroße Knollensellerie (oder 1 Bund
Staudensellerie)
400g (1 Dose) stückige Tomaten
2 Knoblauchzehen (5g), nach Belieben weglassen
Schluck (0,1l) Rotwein, weglassen, wenn Kinder
mitessen
Olivenöl
50g Tomatenmark (etwa 2 EL)
200ml Rinderbrühe
2 TL Oregano
eine gute Prise Salz (ca. 5g)
ggf. eine Prise Rohrohrzucker
Zubereitung:
Möhre, Zwiebel, Sellerie putzen, in ca. 0,5 cm
große Würfel teilen, Sellerie eher kleiner. (Staudensellerie in Scheiben
schneiden, ca. 1-2 mm.) Knoblauchzehen abziehen, sehr fein hacken.
Topf auf größter Stufe erhitzen, ohne Öl.
Hackfleisch reinwerfen, am Topfboden verteilen, warten, umrühren, grobkrümelig
zerstoßen, scharf anbraten.
Zwiebeln und etwas später ggf. kurz Knoblauch
zugeben (Vorsicht: verbrennt schnell).
Einen Schuss Olivenöl und die Gemüsewürfel zugeben.
Salz zugeben und 5 Minuten Geduld haben (siehe
oben: das Salz arbeiten lassen!)
Tomatenmark zugeben, etwa 30 Sekunden mit anrösten.
(Nicht länger, danach wird’s bitter).
Ablöschen mit Rotwein (fast ganz verkochen lassen)
und (oder nur mit) Tomaten und Brühe. Ggf. Zucker zugeben.
Hälfte des Oregano zugeben.
30-40 Min. auf kleiner Flamme köcheln lassen.
10 Min. vor Ende der Garzeit 2. Hälfte des Oregano
zugeben.
Zum Schluss ein paar Drehungen aus der Pfeffermühle
dazu, bei Bedarf und nach persönlichem Geschmack mit Salz nachschmecken, wenn’s
denn sein muss.
Zusammen mit den Nudeln anrichten, ein paar gehobelte Parmesan-Späne und ein paar zerzupfte Basilikum-Blätter drauf - fertig!
Zusammen mit den Nudeln anrichten, ein paar gehobelte Parmesan-Späne und ein paar zerzupfte Basilikum-Blätter drauf - fertig!
Dieses
Rezept verwendet weniger Fleisch und mehr Gemüse als die meisten üblichen
Rezepte. Trotzdem lecker! Kaufen Sie Bioland-Rinderhack aus lebenswerter
Haltung oder beim Fleischer Ihres Vertrauens.
Wenn
Sie es vegetarisch möchten, lassen Sie das Hack einfach weg (das ist dann ein
leckeres Tomaten-Gemüse-Sugo) oder Sie ersetzen das Hack z. B. durch
Räucher-Tofu, den Sie klein hacken und genauso anbraten können wie Hackfleisch.
Funktioniert erstaunlich gut.
Für
die Nudeln dazu: Mit viel Wasser und viel Salz kochen. Viel Salz heißt hier:
Das Nudelwasser soll richtig salzig schmecken, fast wie der fiese Schluck
Meerwasser, den man im Urlaub am Mittelmeer mal aus Versehen verschluckt hat.
P.
S.: Eine Ausnahme vom frühen Salzen beim Kochen sind: Zwiebeln, die alleine angedünstet werden (die werden mit Salz einfach nur matschig) sowie getrocknete Linsen und
Erbsen. Diese kocht man besser zunächst ohne Salz. (Ob das den Garprozess
tatsächlich beschleunigt, ist allerdings umstritten.) Man kann ja über fast
alles geteilter Meinung sein. In der Küche sowieso.
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