Putenfleisch ist beliebt, weil
es als besonders mager, also fett- und kalorienarm gilt, und deshalb wird z. B.
der Aufschnitt von der Putenbrust auch gerne der Hähnchenbrust vorgezogen,
gerade von Frauen, die sich bewusst ernähren möchten. Gerne dann auch in Bio.
Das ist Unsinn und leider ein
großes Missverständnis. Denn der Fett- bzw. Kaloriengehalt von Puten- und
Hähnchenbrust ist nahezu identisch. Und wenn uns auch nur irgendwas am Tierwohl
liegt, dann müssen wir die Finger von Putenfleisch lassen.
Denn die Pute ist – vor allem hierzulande
– eine echte Qualzüchtung. Dieses Geflügel wird gezielt auf Körpermasse an Brust
und Keule gezüchtet, „Hochleistungs- und Hybridrassen“ nennen das die Züchter, und
das arme Tier kommt dann mit seinem Eigengewicht überhaupt nicht klar. Die
Folge ist: Dicker Körper auf zerbrechlichen Beinen. Hinzu kommt, dass die Pute
in unseren Breiten nicht heimisch ist. Denn der Truthahn stammt ursprünglich
aus Mittelamerika, er mag es warm, er fühlt sich nicht besonders wohl im wechselhaften,
kühlen deutschen Klima. Die Folge sind allerlei Krankheiten, die mit
Medikamenten bekämpft werden müssen.
Die Pute hat in unserer
Tierhaltung und auf unserem Speisezettel nichts verloren.
Und Bio-Pute funktioniert erst
recht nicht. Denn diese empfindlichen Rassen, die auch in der Bio-Zucht im
Einsatz sind, kommen gerade mit der Freilandhaltung nicht gut zurecht. Schon Jungtiere
benötigen Futter mit sehr hohem Eiweißgehalt, um zu überleben, erwachsene Puten
werden aggressiv oder krank, wenn sie zu wenig Eiweiß im Futter haben. Da
behelfen sich konventionelle Züchter mit künstlichen Eiweißbausteinen. Das ist
Bio-Züchtern aber nicht erlaubt. Die Folge: Bio-Puten leiden unter anderem an Entzündungen,
Skelett- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen sowie Verhaltensstörungen. Artgerechte
Haltung sieht anders aus.
Deshalb hat beispielsweise der Bio-
und Demeter-Betrieb Bauckhof in der Lüneburger Heide seine Putenhaltung aus ethischen Gründen fast völlig aufgegeben, da er erkannt hat, dass auch „in der ökologischen Tierhaltung die
zur Verfügung stehenden Hybridrassen (…) einseitig auf Leistung wie
beispielsweise Fleischansatz gezüchtet worden (sind), ohne Rücksicht auf die
Tiergesundheit.“ [1] Das Fazit: „Es fehlen robuste Putenrassen für die
ökologische Geflügelhaltung.“ Hut ab vor so viel Ehrlichkeit und Konsequenz!
Unser heimisches Geflügel ist
das Hähnchen. Und eben nicht die Pute. Und das Hähnchen (und seine köstlichen Eier!) gibt
es aus lebenswerter Freilandhaltung. Vom Bioland-Hof aus der Region. Kann man
sich drum kümmern, wenn man es ernst meint.
[1]
https://www.bauckhof.de/de/allgemein/landbauforschung/projekt-bio-pute.html