Agrarminister Schmidt (CSU) hat
nachgelegt. Das neue „Tierschutz-Label“, das er auf der Grünen Woche in Berlin
vorstellte, soll Verbrauchern helfen, im Supermarkt Fleisch aus… ja was
eigentlich?... ein bisschen artgerechterer Tierhaltung (?) zu erkennen. Ein
bisschen mehr Platz im Stall. Das könnte dann wohl auch ein bisschen mehr
kosten. Aber nicht zu viel, keine Angst. Denn billig soll es ja bleiben, unser
täglich Fleisch. Mehr Tierwohl, das klingt doch gut. Und alles ganz freiwillig
und unverbindlich. Eben nur ein bisschen mehr Tierwohl.
Das ist wie ein bisschen
schwanger.
Ein Stern in Sachen Tierwohl. Bei Hotels heißt das "Einfache Ansprüche". |
Dieses Label ist eine
Luftnummer.
Wenn Verbraucher sich
orientieren möchten, was die Herkunft oder die Haltungsbedingungen von Tieren
angeht, gibt es bereits allerbeste Möglichkeiten: Entweder habe ich einen
Schlachter meines Vertrauens, der mir erzählen kann, woher er seine Schweine
und Rinder bezieht, zum Beispiel aus der Nachbarschaft, und dann kennt er auch
die Betriebe und die Haltungsbedingungen.
Oder ich kann auf die Siegel
von Bioland- oder Demeter-Betrieben vertrauen, die schon auf artgerechte
Tierhaltung gesetzt haben, bevor sich irgendein Minister dafür interessiert
hat. Selbst die vergleichsweise laschen Bestimmungen des EU-Bio-Standards
stehen für ein Mindestmaß artgerechter Tierhaltung. All diese Betriebe werden
kontrolliert und zahlen nicht unerhebliche Gebühren für ihre
Bio-Zertifizierung. Zwischen diesen Formen der ökologischen Landwirtschaft und
der industriellen Massentierhaltung liegen Welten. Das hat dann auch seinen
Preis. Für den Minister sind das allerdings "Nischen-Luxus-Label".
Fakt ist: Kein Schwein braucht
ein neues Tierschutz-Label.
Ganz im Gegenteil. Dieses Label
trägt nur dazu bei, die Verunsicherung bei Verbrauchern zu erhöhen. Es fügt dem
ohnehin schon recht unübersichtlichen Gestrüpp verschiedenster Siegel und
Labels nur noch ein weiteres hinzu.
Wer es ernst meint und die
Standards der konventionellen Tierhaltung stärker am Tierwohl ausrichten
möchte, muss gesetzliche Vorgaben schaffen, also verbindliche Regeln, die für
alle gelten. Die könnten dann kontrolliert und – bei Verstößen dagegen – sanktioniert
werden.
Dieses „Tierwohl-Label“ ist nicht
mehr als eine Karnevals-Plakette für Erzeuger, die die Tierhaltung der ökologischen
Landwirtschaft für bescheuert halten, sich aber auch gerne mal ein
Gutmenschen-Siegel aufkleben möchten. Und für Verbraucher, die glauben, ein ehemals
glückliches Schwein zu kaufen, das trotzdem so erfreulich billig ist. Juhu,
geht doch…!
Nein, geht leider nicht. Tierwohl
und billiges Fleisch passen einfach nicht zusammen. Ein bisschen schwanger geht
ja auch nicht.
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