Die
„Süddeutsche Zeitung“ berichtete Ende Dezember über die Mängel in der
Ausbildung von Nachwuchskräften in der Gastronomie. Nirgendwo ist die
Abbrecherquote höher. Was auch, so der Bericht, daran liegt, dass in vielen
Betrieben u.a. die Arbeitszeit-Vorschriften nicht eingehalten werden und oft
zudem - besonders in der Küche - ein menschenverachtender Umgangston herrscht.
Die Ausbeutung von Mitarbeitern und Auszubildenden ist gang und gäbe. Ergebnis:
Jeder zweite Koch-Azubi wirft vorzeitig das Handtuch. Sogar (oder gerade?) in
angesagten Metropolen-Restaurants und Sterne-Tempeln herrschen unsägliche
Sitten.
„Dass
Geschrei und Herabwürdigung in der Branche normal sind – dieser Ruf kommt nicht
von ungefähr“, wird Christian Rach in der SZ zitiert. Wie zum Beweis stellt
Zwei-Sterne-Koch Tim Raue ganz lapidar fest: "Als Küchenchef war ich
zwischen 23 und 30 Jahren ein Arschloch. Ich bin durch die Küche getobt,
jähzornig und cholerisch." (F.A.S. v. 1.1.17, S. 36). Kein Wort des
Bedauerns. Nur: "Es hat länger gedauert, bis ich wusste, dass ich gut bin,
dass ich das" - Achtung! - "nicht mehr brauche."
Das
rauhe Klima in der Gastronomie ist aber auch noch einem anderen Umstand geschuldet.
So schließt der SZ-Artikel mit dem Zitat zweier Kölner Gastronomen: „Wenn
irgendwo ein Drei-Gänge-Menü für zehn Euro angeboten wird, dann sollte man sich
darüber im Klaren sein, dass solche Preise nicht seriös zustande kommen
können.“ Wie wahr.
Zugleich
ist es völlig bizarr, wenn angehende Auszubildende allen Ernstes als Berufsziel
„Fernsehkoch“ nennen. Als würde es das als Ausbildungsberuf bei RTL2 geben. Das
ist in etwa so realitätsnah wie die Annahme, man könnte beim Standesamt
anstelle einer Eheschließung offiziell den Beziehungsstatus „Frauentausch“
beantragen.
Dass
die Stars aus der Glotze (meistens) zuvor eine vermutlich eher unbequeme und
finanziell wenig lukrative Karriere hingelegt haben (und viele hochbegabte
Köche übrigens dieses Dasein dem Mediengeglitzer weiterhin aus Überzeugung
vorziehen), all das findet nur schwer seinen Weg in die Köpfe von jungen
Menschen, die vor der Berufswahl stehen.
Einig
sind sich aber die Fernsehköche mit ihren Kollegen „aus der Realität“ (SZ),
dass ihr Beruf einer der schönsten überhaupt ist. „Er verbindet Kreativität,
Genussfreude und Handwerk.“ Das lässt hoffen.
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